Nachdem die deutsche Nationalmannschaft bei der Euro 2012 in Polen und der Ukraine nach einem schwachen Auftritt gegen Italien im Halbfinale ausschied, muss sich Bundestrainer Joachim Löw das erste Mal so richtig Kritik gefallen lassen. Auch Oliver Kahn, seines Zeichens Experte beim ZDF, hielt mit seiner Meinung nicht hinterm berg. Vor allem nach der 1:3-Niederlage im August gegen Argentinien platzte es aus ihm heraus. Nun erneuert der Titan seine Kritik.
„Als ZDF-Experte ist es nicht meine Aufgabe, Schönfärberei zu betreiben, sondern auch kritische Einschätzungen abzugeben. So, wie ich Jogi Löw kennengelernt habe, hat er damit kein Problem, solange Kritik sachlich vorgetragen wird“, erklärt Kahn gegenüber „Bild“. „Es gibt immer Verbesserungsansätze. Wenn ich 1:3 verloren habe, kann nicht alles gut gewesen sein. Es ist wichtig, selbstkritisch zu bleiben und sämtliche Aspekte des Spiels konsequent zu hinterfragen, ansonsten gibt es keine Weiterentwicklung und damit auch keine Verbesserung.“ Nach dem Aus bei der EM wurde über viele Dinge diskutiert, unter anderem darüber, ob ein deutscher Nationalspieler die Hymne singen muss oder nicht. Auch hier hat Kahn eine eigene Meinung: „Ich habe sie auch oft nicht gesungen. Weil ich die Atmosphäre in diesen Minuten aufgesogen und genossen habe. Man sollte es jedem selbst überlassen, ob er mitsingt oder nicht. Das ist kein entscheidendes Kriterium für Erfolg oder Misserfolg.“
Für Bundestrainer Löw startet die Saison wohl erst im September mit dem ersten Spiel der Quali zur Euro. Auch wenn die Faröer noch kein wirklicher Härtetest werden, so scheint klar. Dass Löw und seine Kicker das erste Mal seit ein paar Jahren wieder im Fokus der Kritiker stehen. Nur schön spielen reicht vielen nicht mehr, auch Siege in der Quali sind schön, aber nicht das Ziel. 16 Jahre nach dem letzte internationalen Titel wird es nun darum gehen, die Mission WM 2014 in Brasilien anzugehen.