Lange Zeit sah es so aus, als würde der FC Bayern unaufhaltsam in Richtung Triple-Verteidigung marschieren. Auf nationaler Ebene schien es keine ernstzunehmenden Gegner mehr zu geben und auch in der Champions-League galten die Bayern als Top-Favoriten auf den Titel. Doch seit dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft ist die bayerische Angriffsmaschine ins Stocken geraten. Zunächst leistete sich die Mannschaft nur einige bedeutungslose Patzer in der Bundesliga, aber dann lief auch in den entscheidenden Spielen gegen Real Madrid nichts mehr zusammen. Die bitteren Halbfinalklatsche hat die einstige „Übermannschaft“ auf den harten Boden der Realität zurückgeholt.
Seither wirkt die Mannschaft verunsichert, vom berühmten „Mia-san-Mia“ war auch am letzten Spieltag gegen den VfB-Stuttgart nichts mehr zu sehen. Der Meister quälte sich zu einem 1:0-Arbeitssieg in der Nachspielzeit und wirkte erneut müde und lustlos. Das DFB-Pokalfinale am 17. Mai gegen Borussia Dortmund kommt da zur Unzeit, während die Bayern das Saisonende herbeisehnen, haben die Borussen erst im letzten Drittel der Saison zu ihrer Normalform zurückgefunden.
Bestes Beispiel ist die letzte Begegnung der beiden Erzrivalen Anfang April. Der 3:0Auswärtssieg in der Münchner Allianz Arena war wie eine Wiederauferstehung der Borussen. Mit aggressivem Pressing wie zu besten Tagen zerlegten die Schwarz-Gelben die Bayern und machten unmissverständlich klar, dass sie den Pokal holen wollen. Für Borussia Dortmund ist der DFB-Pokal die letzte Chance aus einer guten eine sehr gute Saison zu machen. Für die Bayern ist der Pokalsieg dagegen eine Pflicht. Nach dem Triple ist das Double das mindeste was die Fans von Guardiola erwarten.
Sollten die Bayern erneut scheitern, könnte es für den Spanier richtig ungemütlich werden, bereits nach dem CL-Aus stand sein umstrittenes Spielsystem im Kreuzfeuer der Kritik. Für Dortmund sprechen die aufsteigende Formkurve und die Tatsache das Jürgen Klopp das passende Gegengift für den bayerischen Ballbesitz-Fußball gefunden hat. Seit die meisten Leistungsträger wieder zur Verfügung stehen, kann die Mannschaft auch sein taktisches Konzept voll umsetzen.
Der BVB wird sehr wahrscheinlich dasselbe laufintensive und aggressive Pressing wie im letzten Duell spielen, man darf gespannt sein, ob Guardiola darauf eine Antwort finden wird. Bei den Bayern fehlen momentan die kreativen Ideen um den Ballbesitz auch in Tore umzumünzen. Mittlerweile steckt die ganze Offensive um Ribery, Mandzukic und Robben in der Formkrise, dennoch rechnen die Wettanbieter mit dem Sieg des Meisters. Bei den Siegquoten liegen die Bayern klar vorne.